Dienstag, 26. Juni 2012

Frauen schleifen anders

Die Große kam eben ganz aufgeregt zu mir: "Mama, Mama, komm schnell, da ist ein Reh in unserem Garten!" Wir schauten zum Fenster heraus und sahen ein neugieriges gar nicht schüchternes Rehkitz. Es kam aus dem Wald und hatte eine Lücke im Zaun entdeckt. Die Große konnte sich überhaupt nicht mehr beruhigen. Sie freute sich und bewunderte jede Bewegung. Ich beobachtete sie und dachte, wie wunderbar sich Kinder freuen können. Da ist einfach nur pure Freude ohne Wenn und Aber. "Mama, es ist sooo schön, dass wir hier wohnen. Hier ist so richtig was los!" - "Und guck' mal wie süß es an dem Gras knabbert. Und jetzt geht es zu unserem Ball!!! - Stell Dir vor, vielleicht hüpft es gleich auf unser Trampolin... (lacht heftig)...." Doch dann wandelte sich ihre Stimmung: "Aber Mama, das geht auf meinen Gemüsegarten.... (Stille) Es leckt nur.... Und es geht ganz vorsichtig.... Aber Mama, jetzt hat es von den Rosenblättern einen richtigen Bissen genommen! (empört)" ....

Heute Morgen nahm ich wieder die Streßkryia. Ich war etwas aufgeregt weil ich beim Baumarkt ein Schleifgerät zum Ausleihen bestellt hatte und zum einen gar nicht wusste, wie es wohl aussieht und zum anderen nur ein müdes Lächeln meines Mannes am Vorabend geerntet hatte ("Wozu willst Du denn den Boden im Gartenhaus abschleifen? Da können wir doch einen grünen Teppich reinlegen.... So einfach geht das bestimmt nicht mit dem Gerät. Mach' das doch lieber am Wochenende, wenn ich dabei bin.") Ich kannte ja seine Meinung und habe den Ausleihtermin extra in die Woche gelegt und ich will natürlich auch nicht warten bis mein Bauch so groß ist, dass ich nicht mehr in der Lage bin alleine vom geschleiften Boden aufzustehen. Ich hatte mich nur telefonisch beim Baumarkt informiert, welches Gerät denn zu empfehlen sei. Und durch die Anti-Streßkryia war ich entschlossen ganz entspannt an die Sache heranzugehen. Ich habe mich total gefreut dahin zu fahren und dachte, wieviel Spaß einem im Leben doch entgeht, wenn man sich stresst. Als ich ankam, traute ich jedoch meinen Augen nicht. Der Berater (ein Mann!) am Telefon hatte es wohl etwas übertrieben. Ein riesiges Gerät stand vor mir. Ungefähr so groß wie ein kleiner Rasenmäher und wahnsinnig schwer. Die Mitarbeiterin Frau Otte schaute mich an und spürte dass sich meine Begeisterung in Grenzen hielt. Wie soll ich denn das Ding ins Auto kriegen? Geschweige denn über den  ganzen Rasen schieben? Selbst ohne Schwangerschaft eine hoffnungslose Situation. "Sagen Sie haben sie nicht ein etwas weiblicheres Gerät?" fragte ich. Frau Otte wusste sofort, was ich meinte und zeigte mir ein deutlich kleineres Gerät. "Wissen Sie, es sind nur 16 qm in einem Gartenhaus. Ich will keinen Tanzsaal bauen." - "Dafür reicht dieses Gerät vollkommen." Erleichtert fuhr ich nach Hause. Mein Schwiegervater war da und setzte Fliesen im Werkraum. Fröhlich pfeifend kam ich um die Ecke und erzählte ihm, dass ich ein kleinen Bodenschleifer ausgeliehen habe. Ohne ihn sich anzusehen, sagte er: "Was willst Du denn mit einem kleinen Gerät? Normalerweise lohnt es sich einen großen professionellen Schleifer zu nehmen." Sind alle Männer so? Gibt es irgendwo einen "Wer hat den größten Schleifer" - Fan - Club? Aber ich habe mich davon nicht unter Druck setzen lassen. Insgesamt hat es gerade mal eine knappe Stunde gedauert und ich war fertig. Es sieht gut aus und ich habe beim Schleifen verschiedene Yogapositionen einnehmen können (Hocke, Grätsche mit geradem Rückem und PoPo-Rutschen). 

Ich werde mich auf der Suche machen nach einem Buch "Heimwerken für Frauen."

Sat Nam   

 

1 Kommentar: