Sonntag, 22. Juli 2012

Wenn's um die Wurst geht

Gerade habe ich in der Financial Times Deutschland einen interessanten Artikel gefunden:

 http://www.ftd.de/lifestyle/outofoffice/:unternehmer-biografie-vom-wurstbaron-zum-bio-bauern/70065911.html

Es ist ein Interview mit Karl Ludwig Schweisfurth, der aus dem Familienbetrieb Herta den Großkonzern der Fleischindustrie machte. Bis er alles verkaufte und einen Biohof mit Biofleisch aufbaute. Es hat mich an meinen Löwenzahn-Vergleich erinnert. Obwohl er umzingelt war mit Leuten, die der Meinung sind nur mit Industriefleisch könnte man die steigende Nachfrage nach Fleisch auf der Welt sichern, stieg er aus, hörte auf sein Herz und ging seinen eigenen Weg. Ein Löwenzahn in Mitten von Beton aus Ängstlichen. 

Die Journalistin Nina Anika Klotz fragte ihn, ob er ein Erweckungserlebnis gehabt hätte für seinen Wandel und er sagte, nein, es schlichen eher langsam mit 50 Jahren erste Zweifel ein und seine Kinder fingen an, kritische Fragen zu stellen und sie lehnten es ab, so zu leben wie er. Und dann schildert er ein einprägsames Erlebnis: "Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Stall, in dem standen 5000 Schweine auf Spaltenböden. Es war dunkel, intensivster Ammoniakgestank. Und der Bauer sagte zu mir: "Kein lautes Wort und bloß nicht die Türe knallen lassen, sonst fallen hier gleich ein paar Schweine tot um." Der Stresspegel dieser Tiere ist permanent so hoch, dass sie bei einem kleinen Schrecken einen Herzschlag kriegen können. Da hatte ich zum ersten Mal das untrügliche Gefühl, dass ich etwas verkehrt mache."

Eine neue Sichtweise bekomme ich am leichtesten durch eigene Erfahrungen in denen ich eindeutig spüre, was los ist. Ich glaube, wenn jemand in einem Massenschlachthof einmal gesehen hat, was da passiert, würde er kein normales Fleisch aus dem Supermarkt mehr kaufen. Aber durch die schöne Verpackung und den billigen Preis wird es dem Verbraucher sehr leicht gemacht, die Tatsachen zu verdrängen. 

Bevor ich mit dem Yoga anfing, war ich genauso unbewusst und ich hatte keine Gründe zu zweifeln, da ja die meisten Menschen so leben. Und es steckt auch keine böse Absicht dahinter. Ich habe zuviel gegessen, ungesund gegessen und getrunken, habe mich unter Druck gesetzt und unter Druck setzen lassen, habe an andere diesen Druck weitergegeben und habe mich zu wenig bewegt. Wenn ich auf einer Party eine nicht Alkohol trinkende Vegetarieren kennen gelernt habe, war ich irritiert und dachte, die hat bestimmt keinen Spaß im Leben. Der Mensch, der sich gesund ernährt, ist nicht wertvoller und besser als ein Mensch, der das nicht tut. Es ist eine Entscheidung, die ich für mich treffe, deren Konsequenz ich alleine zu tragen habe. 

Ich liebe das Yoga, weil es mich immer wieder mit meinem Herzen verbindet und mir hilft, das zu tun, was mir gut tut. Ich mache täglich die Erfahrung, mich zu spüren und damit bin ich im Alltag intuitiver, weiß schneller, was für mich wichtig ist. Mit dieser Schwangerschaft bin ich nochmal stärker mit meinen Gefühlen verbunden. Was ich mir Gutes tue, tut auch direkt meinem Baby gut. Durch die Verantwortung für Kinder habe ich gelernt und lerne es jeden Tag wieder, wo ich mir etwas vormache und wo nicht.

Und es ist auch kein Problem Fehler zu machen. Dazu gab es in dem Interview auch eine schöne Antwort:

"Die Landwirtschaft und die Lebensmittelverarbeitung, die wir uns in den letzten 50 Jahren, in etwa der Zeitspanne meines beruflichen Lebens, eingerichtet haben, war ein Fehler. Fehler zu machen ist keine Schande, aber wenn man sie erkennt, muss man sie korrigieren, sonst versündigt man sich. An etwas festzuhalten, von dem man weiß, dass es falsch ist, ist nicht erlaubt, das darf nicht sein."
 
Sat Nam

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