Samstag, 15. Dezember 2012

Weiblich mutig sein

Den ganzen Tag hat Ralf gewirbelt (Möbel ins neue Kinderzimmer geschoben, alte Sachen entsorgt, Tannenbaum besorgt, eingekauft, gesaugt und nun mit den Kindern, wie schon lange versprochen, auf den Weihnachtsmarkt gegangen) und ich thronte die ganze Zeit auf dem Sofa. Eine wahrlich ungewohnte Situation für mich. Was ich dabei fasziniert beobachtet habe, ist die Kraft, die er trotz Leistenbruch hat (und gleichzeitig hat er aber auf sich geachtet und Pausen gemacht). Es ist fast so, als würde ich ihn jetzt endlich mal machen lassen.... 

In den letzten Wochen vor der Geburt bekommen viel Frauen einen Rappel und müssen plötzlich mit großem dicken Bauch noch das Kinderzimmer streichen o.ä. Ich bin ja auch ein bisschen in diese Falle getappt und ich glaube, ich weiß jetzt auch warum und was das eigentlich ist: Solange ich machen kann, so als wäre ja gar nichts, brauche ich mich nicht tief zu spüren. Und kurz vor der Geburt wird es ernst und alle Ängste, die ich bis dahin vielleicht abtun konnte, steigen jetzt auf. Gestern Abend lag ich auf dem Sofa und schaute den alten Film "Top Gun" mit dem passenden Zusatztitel: "Sie fürchten weder Tod noch Teufel". Ich weiß noch, als ich den Film damals in "jungen" Jahren sah und war neugierig, warum dieser Film eigentlich so erfolgreich war. Damals stand für mich die Romanze der beiden Hauptdarsteller im Vordergrund, doch nun wollte ich mit einem Jungen Bauch auch etwas über Männlichkeit als Rollenbild in den Medien erfahren. Doch dann kam alles anders als geplant. Ich ging so hinein in die Szene wo die Kampfpiloten ihren ersten ernsten Einsatz hatten und Tom Cruise sich erst aus dem Kampf heraushalten wollte, dann aber doch beherzt eingriff, dass ich selbst Panik bekam. 

Und da war es wieder, dieses Gefühl, was ich bisher nur von Geburten kenne: Du musst Dich dem Stellen. Du kannst nicht sagen, nö, da habe ich jetzt gerade keine Lust drauf, ich komme später mal wieder. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, gehe ich da hindurch. Und das finde ich einerseits sehr unangenehm, weil ich es nicht unter Kontrolle habe. Andererseits suche ich gerade diesen "Kick". Wollen wir doch mal sehen, was das Universum für mich bereit hält. Ich möchte diese bevorstehende Geburt mit vollem Bewusstsein, Kraft und Freude erleben. Meinen Körper so in Position bringen, wie es für ihn (das Baby) und mich gut ist. Total verschmelzen mit der eigenen Intuition und den Hormonen. Genau wissen, was zu tun ist und was nicht.

Weiblich mutig sein.

Eben tanzte ich Suffikreise (=Beckenkreisen, das ist die einzige Bewegung im Stehen, die mit dem Hinkebein wirklich gut geht) in der Küche zu der wunderbaren Musik: Guru Ram Das Five Times von Mahan Kalpa. Kein Wunder, das fünfmal in einem Atemzug chanten dieses Mantras mich inspirierte, heute ist die Wegzahl: 5.

Sat Nam

   

 

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